Igel: Nachtaktiver Kleinsäuger im Stachelkleid

Igel: Nachtaktiver Kleinsäuger im Stachelkleid
Igel: Nachtaktiver Kleinsäuger im Stachelkleid
 
Der Igel gehört zur Familie der Insektenfresser mit zwei Unterfamilien und rund 20 verschiedenen Arten. In Europa ist der bis zu 30 cm lange Europäische Igel am bekanntesten, der vor allem in buschigem Gelände und in Gärten lebt; er zählt zur Gattung der Kleinohrigel. Er gilt als sehr nützlich, da sich der Schädlingsvertilger vorwiegend von Würmern, Insekten und Schnecken ernährt. Er ist zäh, denn Bienen- oder Wespengift können ihm kaum etwas anhaben. Während der Paarungszeit zwischen April und Juli wirft das Igelweibchen nach einer Tragzeit von fünf bis sechs Wochen zwei bis sieben Junge. Von Ende Oktober bis Ende März hält der Europäische Igel seinen Winterschlaf in einem selbst gebauten Nest aus Blättern und Moos. Seit 1936 steht der Igel unter Naturschutz, das heißt, er darf weder gefangen noch getötet werden. Allerdings erlaubt das Gesetz, kranke, hungernde oder umherirrende Igel aufzunehmen und zu füttern.
 
 Verbreitung der Igel
 
Rund 20 verschiedene Arten zählen zu den Igeln, die sich wiederum in zwei Unterfamilien aufgliedern. Die Stacheligel sind mit rund 15 Arten vertreten. Die Haare sind bei diesen Igeln zu harten, spitzen, mehrere Zentimeter langen Stacheln umgebildet. Ein Tier kann bis zu 16 000 Stacheln haben. Auf der Bauchseite haben die Stacheligel grobe Haare. Durch eine besondere Rückenmuskulatur können die Tiere den Körper einrollen und die Stacheln aufrichten, wenn Gefahr droht. Stacheligel findet man in Europa, Afrika und Asien. Am bekanntesten ist die Gattung Kleinohrigel, zu der der Europäische Igel zählt. Unterarten sind der Weißbrustigel mit weißer Brust, der sich vorwiegend in Osteuropa tummelt, und der Braunbrustigel mit graubrauner Brustmitte; er lebt eher in Westeuropa. Außerdem kommt in Europa noch der langbeinigere Wanderigel in den steppenartigen Landschaften Südwest-Europas und Nordafrikas vor.
 
Die andere Unterfamilie der Igel, die Haar- oder Rattenigel, mit vier Arten kam im Tertiär (Zeitraum von vor 65 Millionen bis vor circa zwei Millionen Jahren) auch in Nordamerika vor. Heute ist sie fast ausschließlich in Südostasien und auf den Philippinen vertreten. Die Haarigel haben äußerlich kaum Ähnlichkeit mit den bekannten Stacheligeln. Sie sind 10 bis 46 cm lang und haben eine rattenähnliche, schlanke Gestalt, weiche, dichte Haare und einen langen Schwanz mit einigen wenigen Haaren.
 
Der Große Haarigel ist mit einer Körpergröße von 26 bis 46 cm und einem Gewicht von bis zu zwei Kilogramm einer der größten lebenden Insektenfresser. Er hat ein raues Fell mit dichter Unterwolle und einer dicken Schicht langer Haare. Der Rücken ist schwarz, Kopf und Schultern haben eine schwarzweiße Fellzeichnung; auffällig ist ein schwarzer Fleck in Augennähe. Nach einer Tragzeit von 35 bis 40 Tagen wirft das Igelweibchen zwei Junge.
 
Der Zwerghaarigel oder auch Schweinshaarigel ähnelt von der äußeren Gestalt her sehr stark dem Großen Haarigel, ist jedoch viel kleiner (knapp 15 cm groß), leichter (30 bis 50 Gramm) und hat ein braunrotes Fell. Der Philippinische Haarigel ist etwa 14 cm groß, hat ein grau-braunrotes Fell mit dichten, langen Haaren. Der Schwanz ist mäßig behaart, gelbbräunlich bis purpurfarben.
 
 
Die Stacheligel sind überall gern gesehen. Die putzigen Gesellen ernähren sich hauptsächlich von Insekten und Schnecken, aber auch von Pflanzenteilen und kleinen Wirbeltieren. Besonders gerne nehmen sie Raupen (Engerlinge), Mehlwürmer und Käfer aller Art zu sich. Im Herbst fressen sie sich in Obstgärten mit überreifen Pflaumen und Birnen das nötige Winterpolster an. Sie können sich aber auch an Nahrung aus Menschenhand gewöhnen und knabbern dann mit Vorliebe getrocknetes Weißbrot, süße Weintrauben, Bananen oder Erdnüsse.
 
Erstaunlicherweise sind Igel geradezu immun gegen unterschiedliche Gifte und vertragen bisweilen davon mehr als der Mensch: Igel verspeisen mit Vorliebe stechende Insekten wie Wespen, Bienen oder Stechmücken, ohne dass das Gift ihnen schadet. Auch gegen das Gift »Cantharidin«, das die Drüsen des giftigen Blasenkäfers absondern, sind die Igel sehr widerstandsfähig. Ein zehntel Gramm könnte 25 Menschen töten — aber nur einen einzigen Igel. Auch das Gift der Wundstarrkrampf-Bakterien (Clostridium tetani) kann Igeln wenig anhaben: Sie verkraften davon mehr als die 7000fache Dosis dessen, was ein Mensch noch erträgt. Ähnliches gilt auch für das Wundstarrkrampf-Gift. Hat ein Igel eine Giftschlange erbeutet, frisst er sie vollständig inklusive Giftzähnen und Giftdrüsen, ohne dass diese schwere Kost ihm irgendwelche Beschwerden verursacht. Anders verhält es sich mit synthetischen Giften: Durch »Schneckenkorn« vergiftete Schnecken verursachen dem Igel Übelkeit. In größeren Mengen verzehrt, wird sein Immunsystem geschädigt, und er kann an der Wirkung des Giftes zugrunde gehen.
 
 
Bei der Nahrungssuche spielen nicht alle Sinnesorgane der Igel eine gleich wichtige Rolle. Als nachtaktives Tier vertraut er kaum auf seine schwachen Augen, jedoch hören und riechen Igel ausgezeichnet. Bis weit in den Ultraschallbereich hinein nehmen sie noch akustische Reize wahr und reagieren darauf blitzschnell mit Flucht oder »Kampfhaltung« — sie rollen sich ein und stellen ihre spitzen Stacheln zur Abwehr auf.
 
Doch der Geruchssinn der Igel ist am besten ausgebildet. Die Igel erkennen damit die Umgebung, Artgenossen, Geschlechtspartner, Nachkommen und Feinde. Die Nase ist somit das wichtigste Jagdorgan. Die Beute lässt sich sogar einige Zentimeter tief im Boden »erschnüffeln«, und den Partner erkennt der Igel sogar in 25 Meter Entfernung. Trifft ein Igel auf einen ihm unbekannten Geruch, reagiert er recht sonderbar. Er beginnt zu schäumen, zu spucken und zu sabbern. Dann reibt er sich seinen Körper mit dem eigenen Speichel und der beigemischten, unbekannten Substanz ein. Ursprünglich glaubte man, der Igel wolle damit den eigenen Geruch überdecken, um seine Spur zu verwischen, wenn er in fremde Reviere eindringt. Doch mittlerweile weiß man, dass Igel mit dem jacobsonschen Organ, das sich im Rachenraum befindet, ebenfalls Gerüche wahrnehmen. Deshalb spuckt der Igel ständig und geräuschvoll aus, um sein Organ für neue Geruchswahrnehmungen bereit zu halten. Auch der Orientierungssinn und das Ortsgedächtnis von Igeln sind sehr gut ausgeprägt; Futterstellen findet er auch nach langen Märschen zielsicher wieder. In einer Nacht legt der Igel oft über zwei Kilometer zurück.
 
 Der Igel weiß sich zu helfen — meistens
 
Igel haben wenig natürliche Feinde. Sie haben zwar oft mit Darmwürmern und anderen Parasiten wie Flöhen zu kämpfen, doch gegen Schnäbel, Klauen, Krallen und scharfe Zähne von Angreifern wehren sie sich dank ihres Stachelpanzers erfolgreich. Nur Nachtgreifer wie der Uhu gelten als einer der wenigen natürlichen Feinde.
 
Bei Gefahr zieht der Igel Kopf und Pfoten ein, die kräftige Haarmuskulatur zieht sich zusammen, und die Stacheln stellen sich in alle Richtungen auf. So wird der Igel zu einem fast kugelförmigen Ball, der ihn schützt. Die beweglichen Stacheln stehen auf kleinen Ausbuchtungen in der festen Rückenhaut. Unter der Haut befindet sich ein ovaler dicker Ringmuskel, der den Längsmuskel von Rücken und Schwanz umhüllt. Eng verbunden bilden diese beiden Muskeln eine gewölbte Kappe, an der die stacheltragende Rückenhaut fest haftet, die aber von den anderen, tiefer liegenden Muskeln durch eine Gleitschicht aus Fettgewebe getrennt wird. Somit sind die beiden Muskellagen weitgehend unabhängig voneinander zu bewegen. Während die mit dem Skelett verbundenen Muskeln den Körper aufrichten und bewegen, ermöglicht die Hautmuskulatur das Einrollen des Igels.
 
So wirkungsvoll die Abwehrstrategie des Igels normalerweise auch ist, so wenig nützt sie gegen den motorisierten Menschen. Das nachtaktive Tier rollt sich im Scheinwerferlicht des heranfahrenden Autos in Verteidigungsstellung zusammen — und wird so überfahren.
 
Winterzeit — Schlafenszeit
 
Als einziges insektenfressendes Säugetier zählt der Igel zu den echten Winterschläfern wie Murmeltier und Siebenschläfer. Wenn es auf den Winter zugeht, beginnt der Igel sich Fettreserven anzufressen und sein Nest zu bauen. Stroh, Heu, Laub und Moos werden für das Winterquartier herbeigeschleppt. Das Material tragen die Igel auf ihrem Rücken, indem sie es auf ihre Stacheln spießen, nachdem sie sich im dichten Laub oder Stroh gewälzt haben.
 
Damit der Igel Winterschlaf halten kann, müssen bestimmte Bedingungen gleichzeitig erfüllt sein, wie Verringerung des Nahrungsangebots, Temperaturrückgang und kürzere Dauer des Tageslichts. Ist eine dieser Bedingungen nicht erfüllt, kann der Beginn des Winterschlafs verhindert werden. Damit der Igel trotz Kälte und Nahrungsmangel seinen Energiebedarf decken kann, setzt er vorübergehend seine Körpertemperatur auf einen Wert herab, der meist nur ein Grad Celsius höher liegt als die Umgebungstemperatur. Dazu setzt der Igel eine ausgefeilte biochemische Temperatursteuerung in Gang. Wenn die Winterzeit naht, wird die Bauchspeicheldrüse angeregt, vermehrt Insulin auszuschütten, wodurch sich der Blutzucker des Igels in Glykogen, eine Art tierische Stärke, verwandelt. Sie versorgt alle Muskeln mit einem Vorrat an langsam abbaubarer Nahrung. Die Hormone, die den Stoffwechsel auf den Winterbetrieb einstellen, werden aus einem kleinen Fettpolster ausgeschüttet, das dem Igel im Nacken wächst.
 
Im Winterschlaf schlägt das Igelherz nur noch 20-mal in der Minute, und zwischen jedem Atemzug vergehen mehrere Minuten. Damit bei den tiefen Temperaturen das Blut noch fließt, wird es durch den Gerinnungshemmer Heparin verdünnt. Solange die Temperatur nicht unter plus fünf Grad Celsius sinkt, verbraucht der Igel praktisch keine Energie. Wird es kälter, springt sein »Thermostat«, die Hirnanhangdrüse, an: Die Fettschicht wird aufgebraucht und das Glykogen wird in Wärmeenergie umgewandelt. Sind die Reserven aufgebraucht, wird das Stresshormon Adrenalin ausgeschüttet — der Igel wacht auf und begibt sich auf Nahrungssuche. Dies tut er auch, wenn die Außentemperatur noch keine frühlingshaften Werte erreicht hat. Meist ist die Nahrungssuche schwierig, und der Igel übersteht den Winter nicht. Doch im Normalfall schläft der Igel bis zum Frühjahr durch. Dann steigt seine Körpertemperatur langsam wieder an, er erwacht aus dem Winterschlaf und geht auf Nahrungssuche.
 
Frühlingsgefühle und Partnersuche
 
Als Einzelgänger verteidigt der Igel sein Revier hartnäckig gegen Eindringlinge. Die einzigen Ausnahmen sind seine Partnerin bzw. die eigenen Kinder. Nur wenn ein Weibchen Junge hat und während der Paarungszeit duldet der Igel einen Artgenossen in seiner Nähe. Schon sehr bald nach dem Erwachen im Frühling gegen Ende April können sich die Igel paaren. Hat der männliche Igel ein Weibchen gefunden, verfolgt und umkreist er es und stößt dabei schnaubende Laute aus. Das Weibchen wehrt den Werbenden zunächst ab und flieht. Mehrere Stunden dauert dieses Vorspiel. Bei der Paarung drückt sich das Weibchen an den Boden, legt die Stacheln an, streckt die Hinterbeine und hebt das Becken an. Das Männchen drückt sich von hinten an das Weibchen und vollzieht sehr schnell die Kopulation. Dabei geht es alles andere als vorsichtig zur Sache: Igel schnaufen und schnauben im Liebesspiel völlig ungeniert und haben mit ihrem Lärm schon viele Menschen im Schlaf erschreckt.
 
In Westfrankreich dauert der Winterschlaf bedeutend kürzer; dort gibt es zwei Fortpflanzungszeiten: eine im April/Mai und eine im August/September.
 
Nach etwa sechs Wochen wirft das Weibchen zwei bis sieben blinde und taube Junge, die zwischen sechs und neun Zentimeter lang sind. Auf der graufarbigen Körperoberfläche des Rückens haben die Igeljungen bereits weiße, biegsame und bis drei Millimeter lange Stacheln. Die Haut enthält viel Wasser und bildet ein Polster, in dem die kleinen Stacheln eingedrückt sind, um die Mutter während der Geburt nicht zu verletzen. Das Weibchen leckt die Jungen und verzehrt den Mutterkuchen, sobald es ihn ausgestoßen hat. Die schutzlosen Nesthocker sind völlig von ihrer Mutter abhängig, die allein für ihre Jungen sorgt.
 
Igelbabys werden erwachsen
 
Während der ersten 24 Stunden im Leben der Igeljungen verliert die Haut das meiste Wasser und bildet Falten, sodass die Stachelspitzen jetzt etwa sechs Millimeter herausragen. Die ersten Stacheln fallen 40 bis 60 Stunden nach der Geburt aus und es kommen härtere und dunklere zum Vorschein. Nach einigen Wochen erneuern sich auch diese Stacheln; sie sind in der Mitte dunkel, an der Spitze und am Ansatz hell. Die Augen und Ohren öffnen sich in der dritten Lebenswoche, und in der vierten Woche können die Neugeborenen bereits kleine Ausflüge aus dem Nest machen, indem sie der Mutter folgen und mit der Nahrungssuche beginnen. Nach etwa eineinhalb Monaten beginnen sie sich vom Nest zu entfernen. Zu Beginn des Herbstes sind die Igeljungen so weit erwachsen, dass sich jedes seine Nahrung selbst suchen und sich an die Einrichtung eines Winterquartiers machen kann. Allerdings können die kleinen Igel den Winterschlaf auch noch bei ihrer Mutter verbringen. Bereits im kommenden Jahr sind sie selbst fortpflanzungsfähig. Igel können ein Alter von etwa sieben Jahren erreichen; die durchschnittliche Lebenserwartung liegt jedoch zwischen zwei und vier Jahren.
 
 Igel brauchen die Hilfe des Menschen
 
Seit 1936 stehen die Igel bei uns unter Naturschutz; das bedeutet, dass Igel weder gefangen noch getötet werden dürfen. Eine Ausnahme gibt es zwischen Spätherbst und März — je nach Witterungsverhältnissen: Während dieser Zeit darf man kranke, hungernde oder umherirrende Igel aufnehmen und sie mit Nahrung versorgen. Dazu muss man sich aber den fachkundigen Rat von Tierärzten oder Igelstationen einholen. Ohne menschliche Hilfe würden diese Igel den langen Winter nicht überstehen, besonders wenn sie gegen Ende Oktober ein deutliches Untergewicht haben; ein Laie erkennt das daran, dass der Igel kaum 500 Gramm auf die Waage bringt. Das Gewicht kann man feststellen, indem man den Igel vorsichtig in ein Handtuch wickelt und ihn auf eine Küchenwaage legt.
 
Ist ein Igel krank, beginnt er oft zu röcheln, zu zittern oder kann nicht mehr laufen. Manchmal hat er auch blutigen Stuhl, die Augen liegen tief in den Höhlen und aus der Nase wird zäher Schleim abgesondert. In diesen Fällen braucht der Igel fachkundige Hilfe. Herumirrende, elternlose Jungtiere oder verletzte Tiere dürfen Tierfreunde jederzeit ins Haus nehmen. Alle anderen Igel soll man auf jeden Fall in ihrer natürlichen Umgebung lassen. Häufig werden nämlich noch aktive Igel zu früh in die Wohnung genommen und werden so in ihrem Jahresrhythmus gestört. Durch den Kontakt mit Menschen und mehr noch mit Haustieren werden sie zudem zusätzlichen Parasiten wie etwa Flöhen, Läusen oder Zecken ausgesetzt.
 
Erste Hilfsmaßnahmen
 
Unterkühlte Igel oder verwaiste Jungigel sollte man unbedingt aufwärmen, indem man eine Wärmflasche mit handwarmem Wasser füllt, mit einem Handtuch umwickelt und das Ganze in einen hochwandigen Karton legt. Dann sollte man den Igel daraufsetzen und mit einem weiteren Handtuch zudecken. Das Wasser in der Wärmflasche muss ständig erneuert werden. Es kann mehrere Stunden dauern, bis der Igel aufgewärmt ist. Außerdem sollte man das Tier auf Verletzungen und Ungeziefer hin untersuchen. Zecken lassen sich mit einer Zeckenzange herausziehen, und Flöhe kann man mit Flohspray behandeln.
 
Geschützt im Schuhkarton
 
Wenn man im September/Oktober in der Natur einen ausgehungerten oder kranken Igel findet, kann man ihm im Freien ein bis zwei begrenzte Futterplätze einrichten, indem man ihm spezielles Igelfutter aus der Zoohandlung, Hunde- oder Katzendosenfutter, Bananen oder ungesalzene gehackte Nüsse hinstellt. Igel freuen sich auch immer über ein Schälchen Wasser. Keinesfalls sollte man den stacheligen Gesellen Milch anbieten, denn diese kann bei Igeln schwere Verdauungsstörungen verursachen.
 
Man kann Igel aber auf diese Weise auch zu Hause pflegen. Für die Unterbringung benötigt man eine Igelbox von der Größe 2 m x 2 m und einer Höhe von 60 cm, die mit einer dicken Lage Zeitungspapier ausgepolstert wird. In die Box stellt man ein Schlafhäuschen, jedoch nicht in die Ecke, damit der Igel nicht herausklettern kann. Als Nestersatz genügt hier ein mit Küchenpapier, Heu oder Stroh ausgepolsterter Schuhkarton mit einem ca. 10 cm x 10 cm großen Schlupfloch. Verschmutztes Polstermaterial muss regelmäßig ausgewechselt werden.
 
Bis zu Beginn des Winterschlafes sollte man die Box in einem hellen, ruhigen und ca. 20 Grad Celsius warmen Zimmer unterbringen. Ist der Igel zum Winterschlaf bereit, was sich daran zeigt, dass er das Schlupfloch zustopft und die Nahrung verweigert, kann man den Igel, sofern er mindestens 600 Gramm wiegt, an einen kühleren Ort bringen. Die Temperatur in dem Raum, in dem der Igel überwintert, sollte sechs Grad Celsius nicht übersteigen. Es sollten stets Trockenfutter und Wasser bereitstehen, falls der Igel doch einmal aus dem Winterschlaf erwacht. Ist dies der Fall, bringt man den stacheligen Zeitgenossen so schnell wie möglich wieder zum Schlafen. Dies erreicht man, indem man ihn in einen kühleren Raum stellt. Dort schläft er in der Regel rasch wieder ein.
 
Was dem Igel schmeckt
 
Ernähren kann man den Igel mit gebratenem Rührei ohne Milch, vermengt mit einem Esslöffel Haferflocken, Hunde- oder Katzenfutter. Das Hunde- oder Katzendosenfutter kann man auch mit Igelfertigfutter vermischen und Bananen, ungesalzene Nüsse oder ungeschwefelte Rosinen zugeben. Außerdem mag der Igel Magerquark mit Haferflocken, Käserinde, Kochfisch ohne Gräten, Geflügel, Innereien und Rinderherz. Igelsäuglinge brauchen eine besondere Ernährung. Als erste Flüssigkeit bekommt das Igelbaby ungesüßten Fencheltee, den man ihm mit einer Kunststoffspritze ohne Nadel einflößt. Für die weitere Aufzucht braucht man spezielle Ersatzmilch für Igel sowie Futterzusätze wie Kalk, Vitamin B, Lebertran oder Heilerde.
 
Lebensräume schaffen
 
Die beste Hilfe für den Igel ist sicherlich, seinen Lebensraum zu erhalten und weitere Biotope zu schaffen, in denen er geschützt ist. Ordentliche, aufgeräumte Gärten mit wenig Laub und viel Sauberkeit sind dem Igel ein Graus. Reisig- oder Laubhaufen, aufgeschichtete Steine mit trockenen Hohlräumen, ausgehöhlte Baumstämme und Lücken im aufgesetzten Kaminholz sind dagegen ideale Domizile. Gezielt lässt sich eine Igelunterkunft dadurch schaffen, dass man einen hohen Haufen aus Reisig und trockenem Laub an einer geschützten Stelle im Garten aufschichtet, darüber eine Kunststofffolie spannt und diese an den Ecken mit Steinen beschwert. Auch versetzt übereinander gelegte Ziegelsteine, mit einer Holzplatte abgedeckt, eignen sich als Igelunterkunft.
 
Wer einen igelfreundlichen Garten anlegen möchte, sollte auf Drahtzäune verzichten, denn in einem grobmaschigen Zaun könnte sich ein Igel verfangen; besser sind da schon Hecken und Lattenzäune oder Mauern mit einem geeigneten Durchschlupf. Auf Pflanzenschutzmittel und Unkrautvernichter verzichten verantwortungsvolle Hobbygärtner ganz, denn solche Gifte töten Insekten, die wichtigste Nahrungsgrundlage für Igel überhaupt. Auch sollte man möglichst nur einheimische Stauden und Gehölze pflanzen, da sich nur darin eine vielfältige Lebensgemeinschaft mit vielen Insekten, Vögeln und Kleinsäugern ausbilden kann. Exotische Pflanzen sind meist ohne Nutzen für die einheimische Tierwelt.
 
 
Helga Hofmann: Der Igel. München 31995.
 Maartje Schicht-Tinbergen: Der Igel-Patient. Jena 1995.
 Monika Neumeier: Igel in unserem Garten. Stuttgart 1996.
 Susanne Struck und Helmut Meyer: Die Ernährung des Igels. Hannover 1998.

Universal-Lexikon. 2012.

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